GSG – Schutz aller Freiflächen in Wuppertal

Wir sind viele

Im Sommer des Jahres 2024 gegründet, werden wir in Zukunft kämpfen. Kämpfen für eine atmende Erde, für eine Entsiegelung unserer wertvollsten Ressource: unser Boden.

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  • Wuppertal weiter zubauen?

    Zeit für ein neues Denken, Zeit für ein neues Handeln!

    Es werden immer wieder Forderungen laut, im Grüngürtel von Wuppertal weitere Flächen für Gewerbe und Wohnen auszuweisen. Es ist Gegenstand von Austausch- und Diskussionsrunden der Wuppertaler Parteien etc.. Dazu habe ich meine Gedanken und gehe dabei auf folgende Themen ein:

    • Wie gehen wir mit der Natur und Erde um?
    • Wie hoch ist der Wertschöpfungsbeitrag der Natur und der von Gewerbe,
      Handel, Industrie für unseren Wohlstand in Wuppertal?
    • Warum gibt es ausreichend Gewerbeflächen etc. in Wuppertal?
    • Wo besteht Handlungsbedarf?

    Beginnen möchte ich mit einigen Daten.

    16.800 ha umfasst unser Wuppertaler Stadtgebiet. Ende 2023 waren davon 8.550 ha Siedlungsfläche (Gewerbe, Industrie, Wohnen, Verkehr), davon rd. 4.000 ha versiegelt, also wasserundurchlässig.
    In 2018 hat die Siedlungsfläche erstmalig die 50 % – Grenze überschritten.
    Teile der Wuppertaler Politik möchten weitere 130 ha Gewerbegebiete schaffen und perspektivisch steht wohl auch noch die Ausweisung von zusätzlichen 160 – 180 ha für Wohnen an.
    Das alles geschieht auf der Basis von Fortschreibungen der Trends der letzten 20 Jahren. Diese sind leider immer noch Grundlage für die Feststellungen im Regionalplan der Bezirksregierung Düsseldorf. Auch gibt es entsprechende Forderungen der Wirtschaftsförderung. Es sind Rituale, die sich alle 2-3 Jahre wiederholen. Sie sollen den Bedarf an immer neuen Flächen im Grünen belegen.
    Wir von GrünStadtGrau anerkennen, dass in den Bereichen Gewerbe und Wohnen zum Teil erhebliche Bedarfe bestehen. Diese können jedoch durchaus im jeweiligen Bestand realisiert werden. Das ist auch die Basis für unseren aktuellen Bürgerantrag NettoNull. https://gruenstadtgrau-wuppertal.de/buergerantrag-gem-§-24-go-nrw/ Alle Grün- und Naturflächen im Außenbereich können erhalten werden.
    Wir brauchen einen Perspektivwechsel in der Wuppertaler Flächenplanung. Um dahin zukommen möchte ich zuerst etwas Grundsätzliches aufzeigen und später konkrete Maßnahmen für den Bereich Gewerbe ansprechen.

    Zum Grundsätzlichen:
    Wie gehen wir mit der Natur und Umwelt und mit unserer Erde um?

    Wir alle tragen oft noch ein veraltetes Naturbild in uns und handeln entsprechend. Dieses ist geprägt von unseren Erfahrungen aus Zeiten des großen industriellen Aufbruchs, auch dem Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg sowie den letzten Jahrzehnten, in den es „uns gut ging“. Das sind Zeiten, in denen wir oft einfach über die Natur und Erde verfügt, sie genutzt, gebraucht und auch ausgebeutet haben. Wachstum. Wachstum. Wachstum. Das kleiden wir zwar in feinere Mäntelchen, sprich in wohlfühlmachende Worte ein, letztendlich führen wir Menschen uns mit unseren Gesellschaften, Firmen, Staaten und Konzernen weiterhin als gottgeborene Herrscher über die Erde auf.
    Heute wissen wir, dass das so nicht mehr geht und die Erde mehr als nur Materie mit etwas Leben ist.
    Die Erde ist ein großartiges Ganzes, aber auch sehr fragil. Und wir Menschen sollten auch mit Sorge dafür tragen, dass die Erde immer wieder ein, ihr Gleichgewicht finden kann.
    Es geht heute darum, der Erde einen großen Respekt entgegen zu bringen und ihr auf Augenhöhe und mit Dankbarkeit zu begegnen.


    Nun zum Verhältnis Wirtschaft und Erde.
    Wir meinen, wir schaffen unseren Wohlstand durch unsere Wirtschaft und Arbeit. Das stimmt. Es ist aber nur zweite Hälfte.


    Die 1. Hälfte kommt von der Erde, Tag für Tag, Jahr für Jahr, und das oft im Stillen, geschenkt: Frische Luft, Rohstoffe wie Eisen, Erdöl, seltene Erden, reines Wasser, lebendige Böden, rechtzeitige Bestäubung durch Insekten und Bienen, Bodenrenaturierung durch Pilze, Mikroben, Tausendfüßler usw., vieles allerfeinst aufeinander abgestimmt.
    Unser der Wohlstandsgewinn durch die Natur, so sagen mittlerweile viele Forscher und Ökonomen, ist in etwa gleich hoch wie die Wertschöpfung durch Gewerbe, Handel und Industrie mit unserer menschlichen Arbeit.


    Wir benennen unsere menschengemachte Wertschöpfung als Bruttosozialprodukt (BSP). 14,1 Milliarden € waren dass 2024 in Wuppertal bzw. 40.000 €/Jahr pro Kopf. Das ist viel, sehr viel. Weit über 100.000 Wuppertaler arbeiten dafür täglich viele, viele Stunden, jahrein, jahraus.


    Und das Gleiche gibt uns die Natur in Wuppertal zu unserem Wohlstand dazu: auch jährlich 14 Milliarden €. Ohne das wir das bezahlen müssen und oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind. Welch ein gigantischer Beitrag!


    Wir können, dürfen unseren Sinn ändern. Es ist an der Zeit, die Erde und Natur neu wahrzunehmen und sie dafür wertzuschätzen.
    Wir sind mit unserer Wirtschaft und sogar mit unserem Leben von der Erde essentiell abhängig.


    Und wenn wir der Natur nicht mehr genügend Lebensraum bieten, dann kann sie uns nicht mehr so beschenken, nicht mehr so nähren, so ernähren. Dann gibt es Hitze, Starkregen, verseuchte Böden, stickige Luft, verunreinigtes, vergiftetes Grundwasser, fehlende Nahrungsmittel, in der Folge Hunger und unser Wohlstand schwindet dahin.


    Damit die Erde – auch in Wuppertal – das Gleichgewicht künftig überhaupt noch halten kann, bedarf es großer Gebiete mit reiner Natur und Gebiete von Mensch und Natur – Kulturlandschaften -, eben unsere Grünzüge um Wuppertal herum. Angedachte Kompensationsflächen im Sauerland helfen uns mit Blick auf reine Luft, gutes Grundwasser, Schutz vor Starkregen und Hitze nicht.
    Der Erhalt unserer grünen Flächen verbunden mit deren qualitativen Aufwertung ist durchaus zu schaffen.


    Und damit bin ich beim nächsten Punkt.
    Bei etwas genauerem Hinsehen stelle ich fest: Wir haben für Gewerbe, Handel, Industrie und Dienstleistungen ausreichend Flächen im Bestand.

    Wie komme ich zu der Annahme?

    • Unsere Wirtschaft wächst in Bezug auf Waren, Produkte schon länger nicht mehr. Vieles in der Produktion ist optimiert, vieles ins Ausland verlagert. Es wird weiter mit KI etc. optimiert. Büroflächen gibt es mehr als ausreichend. Ein Teil des Dienstleistungsbereichs nimmt zwar noch zu, doch es gibt bedeutende Leerstände im Handel.
    • Es gibt durch den o.a. Wandel viele Brachen und auch Leerstände. Diese gilt es über ein Flächenrecycling wieder marktverfügbar zu machen. Damit verbunden ist auch ein Entsorgen von Altlasten sowie der Umbau und Abriss von Gebäuden. Es gibt dafür Fördergelder von Bund und Land. Das ist leistbar, z. B. mit einer städt. Entwicklungsgesellschaft.
    • Es gibt auf Firmengeländen größere, ungenutzte Areale. Oft haben Firmen diese Grundstücke mit Auflagen von der Stadt erworben. Die Stadt kann nun eine Bauverpflichtung aussprechen oder die Verträge tlw. rückabwickeln. Das umzusetzen ist nicht angenehm, jedoch mit dem Blick auf das Ganze sinnvoll und notwendig.
    • Eigentümer von Grundstücken und Gebäuden wollen an den Immobilien verdienen und warten zum Teil auf lukrative Verkäufe. Wenn kein finanzieller Druck besteht, können solche Potenziale über viele Jahre ungenutzt bleiben. Hier kann die Stadt ein städtebauliches Gebot nach dem Bundesbaugesetz verfügen. Das ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
    • Es gilt Gewerbe- und Industrieflächen intensiver, z. B. mehrgeschossig, zu nutzen. Ein Beispiel ist der neue Aldi auf der Briller Straße mit einer KITA im Obergeschoss. Auch gehört Photovoltaik verpflichtend auf die Dächer und nicht auf die grüne Wiese.
    • Nicht alle neu geschaffenen Gewerbegebiete lassen sich vermarkten. Das ist seit Jahren auf Lichtscheidt mit der Bergischen Sonne zu sehen.
    • Neue Flächen im Grünen sind nur vermeintlich günstiger. Mit Blick auf mittlerweile recht hohe Erschließungskosten, den Wegfall von Grünland und der weitere Bodenversiegelung ist das aber insgesamt teurer.

    Wir haben in Wuppertal bei weitem ausreichend Flächen für Gewerbe und Industrie. Ein großes Problem stellt neben recht hohen Baukosten derzeit allerdings die fehlende Verfügbarkeit dar, nicht immer, aber oft. Das läßt sich nur strukturell angehen. Es braucht einen langen Atem. Auch gibt es nicht die eine Lösung.
    Eine dieser Möglichkeiten ist es, den stattfindenden Wandel im Bereich Gewerbe, Handel und Industrie mit einer städt. Entwicklungsgesellschaft gezielt zu unterstützen, zu managen. Diese

    • könnte bedeutende Privatflächen aufkaufen
    • müsste auch über einen Pool an städt. Flächen verfügen
    • würde ein Flächenrecycling mit Fördermitteln realisieren und
    • könnte den Immobilienmarkt flexibler und flexibel machen und letztendlich auch mit steuern.

    Zentral ist, wieder mehr bestehende Flächen marktverfügbar zu machen.
    GrünStadtGrau unterstützt mit dem Bürgerantrag NettoNull diesen Wandel im Bestand, den Erhalt der Natur sowie unseres Wohlstandes.
    Vielleicht hilft der o.a. Beitrag uns wieder mehr zu erden.
    Soviel erst einmal. Der Bereich Wohnen bedarf einer eigenen Betrachtung.

    Dieter Verst

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