Unser Hintergrund

Wer sind wir und um was geht es uns?

Die Initiative Grün.Stadt.Grau ist ein politisch unabhängiger Zusammenschluss von Menschen, die eine weitere Versiegelung des Stadtgebietes von Wuppertal nicht widerstandslos hinnehmen wollen.

Sie ist aus einzelnen Bürgerinitiativen entstanden, wie die von aus Schöller, Jägerhaus/Linde und vom Hipkendahl, sowie aus den Umweltverbänden NABU, BUND, WBU (Wuppertaler Bürgerinitiativen Umweltschutz), Menschen- und Naturfreunden Scharpenacken und dem Ernährungsrat der Stadt Wuppertal entstanden.

Anlass für den Zusammenschluss ist das „Handlungsprogramm Gewerbeflächen – Neue Potenzialflächen / Ergebnisdokumentation zur Workshop-Reihe“ vom 2.5.2024, dass vom Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal bzw. dem Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Bauen und Mobilität, herausgegeben wurde.

Ergebnis dieses Handlungsprogrammes ist, dass im Außenbereich der Stadt Wuppertal vornehmlich in Landschaftsschutzgebieten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sechs Gewerbegebiete mit einer Gesamtgröße von 129 Hektar (6mal die Fläche des Zoos) entstehen sollen. Beteiligt an den Auswahlverfahren waren „Vertreterinnen und Vertreter der Ausschüsse Wirtschaft, Arbeit, Nachhaltigkeit (WAN) und Stadtentwicklung und Bauen (STABA) sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaftsförderung und der städtischen Verwaltung (Geschäftsbereichsleitung GBL 3, Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und Ressort Bauen und Wohnen).“ Nicht beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Landwirtschaft, der unteren Naturschutzbehörde sowie der Umweltverbände. Anlass für die Erstellung des Handlungsprogrammes ist eine Prognose der Regionalplanungsbehörde, die „auf der Basis einer Trendfortschreibung“ zu dem Ergebnis kommt, „dass die Stadt Wuppertal für die nächsten 20 Jahre einen Bedarf von 248 ha hat.

Von 13 Suchräumen haben die an der Erstellung des Handlungsprogrammes beteiligten Personen 6 Flächen in die engere Wahl gezogen:

Neben dieser bereits großen Fläche hatten die beteiligten Personen weitere Flächen und davon allein im Bereich Beyenburg (Niedersondern, Spieckern und Frielinghausen) eine fast unvorstellbare Fläche in der Größe von insgesamt 297,5 ha in Betracht gezogen, aber (vorerst) zurückgestellt (s. Handlungsprogramm Gewerbeflächen – Fortschreibung 2024 (VO/0514/24)).

Während die Landwirte mit einer eigenen Stellungnahme der Kreisbauernschaft Mettmann e.V. (s. Stellungnahmen) bereits mit Schreiben vom 10.7.2024 ihren Unmut gegenüber der Stadt Wuppertal zum Ausdruck gebracht haben, möchte sich darüber hinaus die Initiative Grün.Stadt.Grau für die Belange von Natur und Umwelt einsetzen. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Planung der Gewerbegebiete, sondern auch in Bezug auf eine weitere Wohnbebauung, wie sie zum Beispiel im Hipkendahl vorgesehen ist.

Hipkendahl mit 8,2 ha

Seit vielen Jahren warnen Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen vor einer weiteren Versiegelung der Landschaft. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber bereits einer der vielen Gründe reicht aus, einer Vorgehensweise, die einem Denken aus dem vorherigen Jahrhundert entspricht, ein Ende zu setzen.

Biologen und Ökologen weisen auf das fortschreitende Artensterben hin. Versiegelung vernichtet Lebensräume und Biotopverbundflächen für freilebende Pflanzen und Tiere. In den letzten Jahren hat insbesondere das Insektensterben durch den Rückgang von Blühpflanzen zugenommen, was sich wiederum auf das Nahrungsangebot für Vögel, und letztlich auch die Nahrungsmittelproduktion (Bestäubung), auswirkt.

Klimaforscher weisen darauf hin, dass versiegelte Flächen die Klimaerwärmung forcieren. Einerseits fallen Grünflächen als Verdunstungsräume und damit als Kaltluftschneisen weg, andererseits erwärmen sich bebaute Fläche besonders stark, halten die Wärme länger und heizen so die Stadt auf.

Mediziner warnen vor der Überhitzung der Städte. Vor allem ältere Menschen sind von hitzebedingten Sterbefällen betroffen. Die Anzahl der Hitzetoten in Deutschland schwankt nach Angaben des Robert-Koch-Institutes je nach Witterungsverlauf in den Jahren 2016 bis 2023 zwischen 1500 und 7000.

Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen bedeutet, dass diese für die Produktion von Lebensmitteln wegfallen. Dies führt einerseits zu einer Intensivierung auf den verbleibenden Flächen durch vermehrten Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln, anderseits zu einer Verlagerung der Produktion in andere Länder der Erde, mit den damit verbunden Transportwegen. Beides fördert zugleich das Artensterben und die Klimaerwärmung.

Hochwasser nach Starkregenereignissen sind im Wesentlichen auf die Bodenversiegelung zurückzuführen. Ein Hektar Boden kann bis zu 15.000 Badewannen voll Wasser aufnehmen. Bebaute Flächen fallen aber als Versickerungs- und Speicherflächen weg, was bei zunehmendem Starkregen zu flutartigen Überschwemmungen führt. Die Flutkatastrophe von 2021, von der auch Wuppertal betroffen war, ist noch in guter Erinnerung – oder vielleicht auch nicht? Die Initiative Grün.Stadt.Grau möchte die Erinnerung daran wach halten und vor einer weiteren Versiegelung von Flächen, auch aus Sicht der Hochwassergefahr, dringend warnen.

Die Anlage von Wohnbebauung und Gewerbeflächen auf der „grünen Wiese“ entspricht einem überholten Denken vergangener Jahrzehnte, als offenbar unbebaute Flächen in großem Maß zur Verfügung standen. Aber bereits in diesen Zeiten wurden in unverantwortlicher Weise hochwertige landwirtschaftliche Flächen vor allem in ebenen Talauen, aber auch wertvolle Biotope für Pflanzen und Tiere zerstört.

Bei stagnierender Bevölkerungszahl besteht keine Notwendigkeit für eine weitere Wohnbebauung im Außenbereich. Das sogenannte Eigenheim im Grünen zerstört das Grüne für die erholungssuchende Bevölkerung und die Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Eigenheime im Grünen lösen auch nicht die aktuellen Probleme im Wohnbereich. Denn diese bestehen eher bei Menschen, die sich ein Eigenheim gar nicht leisten können. Hier sind innerstädtisch andere Lösungen wie die Sanierung von Leerständen gefragt. In Bezug auf Gewerbeflächen gibt es ausreichende Industriebrachen, die allerdings abgerissen / saniert / recycelt werden müssten. Dies mag teurer sein, als ein Neubau auf der grünen Wiese, für solche Verfahren stehen aber auch Fördermittel zur Verfügung. Für ein langfristig gesundes Leben auf der Erde im Einklang mit den anderen Lebewesen ist es alternativlos, auf eine weitere Versiegelung von Flächen zu verzichten. Wir leben nicht von Produkten, die in einer Fabrik produziert werden, sondern Grundlage für alles Leben auf dieser Erde ist ein lebendiger und gesunder Boden.

Die Initiative Grün.Stadt.Grau fordert die verantwortlichen Personen zunächst auf, die Prognosen für den angeblichen Flächenbedarf zu überprüfen und zu hinterfragen. Bestehender Bedarf muss über Industriebrachflächen gedeckt werden. Weiterhin setzt sich die Initiative dafür ein, dass die genannten wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem verantwortungsbewussten Handeln der Entscheidungsträger zum Ausdruck kommen. Wenn die Stadt Wuppertal 2022 bereits den Klimanotstand ausgerufen hat, so muss sie nun auch entsprechend handeln und nicht die Klimaerwärmung weiter vorantreiben.

Die Initiative Grün.Stadt.Grau plädiert für eine lebenswerte Stadt mit einem intakten Grüngürtel im Außen und einem Zusammenspiel von Wohnen, Arbeiten und Grünflächen im Inneren.

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Weiterführende Links

Neue Wohnbauflächen für Wuppertal“ (VO/0929/19)

30 Hektar sind mehr als genug! – NABU (inkl. NABU-Grundsatzprogramm „nachhaltige Siedlungsentwicklung (2020)“)

Flächenverbrauch bekämpfen – BUND

Zu viel grau, zu wenig grün – Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe